Grrrrr

Vor einer Woche habe ich mir im Atelier die Möglichkeit und den Platz geschaffen endlich (noch) größere Leinwände zu beschreiben.
Meine erste Leinwand mit 160x160cm ist jetzt fertig und nur für mich ohne den Druck irgendeiner Veröffentlichung oder social media Aktion. Das tut mal wieder gut 🙂
Trotzdem kann ich es mir nicht verkneifen hier einen Ausschnitt davon zu zeigen.
Wann, wo und wie ich diese Leinwand das erste Mal ausstellen werde weiß ich noch nicht und ist mir im Moment auch völlig unwichtig…
Sie hängt noch im Atelier bei mir, also wer mich besucht kann einen Blick drauf werfen 😉

Text ©Frank Hummel

Ficktion

Ich bin ja einer dieser Tausendsassas, die alles hinkriegen und wissen und können, die in diesen Hochglanzfilmen irgendwann zum Helden werden, natürlich zum supersympathischen Helden, der wiederum ganz bescheiden allen Ruhm ablehnt und einfach sein Ding durchziehen will, ein bisschen der dadurch gewonnen finanziellen Unabhängigkeit aber gerne annimmt und damit endlich seine geheimsten Talente ausleben und verfeinern darf.

In der Realität werden diese Menschen jedoch grundsätzlich übersehen, denn sie fallen weder in die eine noch in die andere Richtung irgendwem auf.

Sein oder auch nicht

Seit ungefähr 3 Wochen begleiten mich Kafkas Tagebücher und ich habe mich selten so verstanden gefühlt wie von diesen Aufzeichnungen.
Dieses Buch kam in mein Leben zur richtigen Zeit, denn obwohl ich schon lange Kafka zu meinem absoluten Lieblingschreiber zähle und sämtliche Werke gelesen habe kamen mir noch nie seine Tagebücher in den Sinn.

Dazu passt auch der Weg, der mich zu diesem Buch geführt hat und der die Sinnlosigkeit jeder Planung und Steuerung und die Macht der scheinbaren Zufälle vor Augen führt, welche doch nichts anderes sind als die Hingabe an das Leben.

Vor Weihnachten habe ich mir eine Woche Resturlaub gegönnt und bin direkt am ersten Tag alleine nach Stuttgart um die Second Hand Läden nach Brauchbarem zu durchsuchen.
Zwischendurch bin ich zur Bank um am Automaten ein paar Einnahmen der letzten Veranstaltungen einzuzahlen. Bei der nächsten Bank am Schloßplatz hat mir aber der Einzahlungsautomat einfach keine Option zur Einzahlung angezeigt, ich ging von irgendeinem Defekt aus und habe auf dem Handy einfach eine anderen Filiale gesucht und auch gefunden.
Auf dem Weg zu dieser Filiale kam ich an einem Bücher Antiquariat vorbei an dem ich gefühlt schon hunderte Male vorbei gelaufen bin. Ohne viel Zögern ging ich direkt rein und nach kurzem Umschauen landete ich bei „H“, weil ich mich zur Zeit viel mit Hermann Hesse befasse und fand auch direkt ein kleines Büchlein (dazu später mehr, ist nämlich genauso spannend…)
Da durch das recht überschaubare Angebot „H“ und „K“ eng bei einander waren fiel mein Blick direkt auf die Tagebücher von Franz Kafka. Wenn ich darüber nachdenke fällt mir auf wie wenig ich bei allem gezögert habe, mein Verstand hat sich schlafen gelegt, das dauernde dazwischen Geschreie war weg.
Was das Ganze für mich am Ende so faszinierend macht und mir auch erst nach einiger Zeit bewusst wurde, ist die Tatsache, dass der Automat in der ersten Bank gar nicht kaputt war. Ich habe die Karten verwechselt und statt der EC-Karte die Kreditkarte eingeschoben mit der eine Einzahlung nicht funktioniert. Das war der Grund warum ich diesen Weg ging und seit drei Wochen Kafkas Tagebücher lese.

Warum ich soviel darüber schreibe?
Es sind diese Ereignisse, die mir klar machen wie unüberschaubar die Auswirkungen jeder noch so kleine Handlung sind. Ich verbringe Stunden damit zu Planen zu Analysieren zu hinterfragen, Entscheidungen zu treffen und zu verwerfen um scheinbar Wichtigem die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen…
… und dabei war es vielleicht das völlig banale, unbewusst ausgeführte Nasekratzen von eben, dass mir den Weg bereitet heute Abend ein großartiges Kunstwerk zu schaffen oder auch nicht.