Atelier Einblicke 3

Dritter Teil – Bücher

Ein Großteil meiner Bücher findet sich zwar im Wohnzimmer, trotzdem habe ich schon lange Regale mit Platz für meine liebsten und hochfrequentierten Autoren sowie Kunstbücher (in die ich eher selten Blicke und dabei fast immer bei Basquiat oder Egon Schiele hängen bleibe) in meinem Atelier.

Obwohl direkt über dem Musikbereich fiel mir auf, dass ich bei Büchern komplett andere Vorlieben habe als bei Musik.
Meine Hauptinteresse bewegt sich quasi Mitte Ende 19. Jahrhundert bis Anfang Mitte 20. Jahrhundert und so gut wie nichts aktuelles/neues findet sich in meinen Regalen.
Ich könnte diesen Sachverhalt jetzt lang und breit durch analysieren aber bei einem persönlichen Gespräch mit gutem Rotwein oder Whiskey ist das besser aufgehoben 😉

An Zeitgenössischen gelesenen Büchern fallen mir spontan Hanya Yanagihara, Daniel Kehlmann, Julie Zeh, Tobias O. Meißner, J.K. Rowling ein und bestimmt noch mehr…

Jetzt zu meinen stark frequentierten Werken.
Die kann ich relativ einfach auf 3+1 Autoren reduzieren. Friedrich Nietzsche, Franz Kafka, Hermann Hesse und als +1 Max Frisch, wenn mich die midlife crisis streift 😉
Es gibt noch viel mehr und ich könnte ewig aufzählen aber am Ende hole ich immer wieder einen dieser drei aus dem Regal.
Friedrich Nietzsche immer als Arschtritt, wenn ich Gefahr laufe in meiner denkerischen Freiheit zu bequem und eingeengt zu werden, was zur Zeit fast permanent droht!
Franz Kafka bei dem eine genaue Analyse nur fehlschlagen kann, der mit dem Herzen gelesen werden muss und damit Vorbild für meine Art der emotionalen Versprachlichung ist.
Hermann Hesse der sich zu Recht schon in jungen Jahren als Dichter bezeichnet hat, denn viele seiner Werke sind sprachlich einfach wunderschön und die spirituelle Ebene seiner Werke kommt meiner sehr Nahe.
Max Frisch wie schon oben geschrieben quasi obligatorisch für den Mittvierziger, ehrliche und schonungslose Auseinandersetzung mit der Suche und dem Finden der eigenen Identität, oder so.

Ich schweife aus, Schluss jetzt, das liest doch keiner mehr und schließe mit einem Zitat:
„Das ‚Himmelreich‘ ist ein Zustand des Herzens – nicht etwas, das ‚über der Erde‘ oder ’nach dem Tode‘ kommt.“
Friedrich Nietzsche – Der Antichrist
Schönes Wochenende :*

Sein oder auch nicht

Seit ungefähr 3 Wochen begleiten mich Kafkas Tagebücher und ich habe mich selten so verstanden gefühlt wie von diesen Aufzeichnungen.
Dieses Buch kam in mein Leben zur richtigen Zeit, denn obwohl ich schon lange Kafka zu meinem absoluten Lieblingschreiber zähle und sämtliche Werke gelesen habe kamen mir noch nie seine Tagebücher in den Sinn.

Dazu passt auch der Weg, der mich zu diesem Buch geführt hat und der die Sinnlosigkeit jeder Planung und Steuerung und die Macht der scheinbaren Zufälle vor Augen führt, welche doch nichts anderes sind als die Hingabe an das Leben.

Vor Weihnachten habe ich mir eine Woche Resturlaub gegönnt und bin direkt am ersten Tag alleine nach Stuttgart um die Second Hand Läden nach Brauchbarem zu durchsuchen.
Zwischendurch bin ich zur Bank um am Automaten ein paar Einnahmen der letzten Veranstaltungen einzuzahlen. Bei der nächsten Bank am Schloßplatz hat mir aber der Einzahlungsautomat einfach keine Option zur Einzahlung angezeigt, ich ging von irgendeinem Defekt aus und habe auf dem Handy einfach eine anderen Filiale gesucht und auch gefunden.
Auf dem Weg zu dieser Filiale kam ich an einem Bücher Antiquariat vorbei an dem ich gefühlt schon hunderte Male vorbei gelaufen bin. Ohne viel Zögern ging ich direkt rein und nach kurzem Umschauen landete ich bei „H“, weil ich mich zur Zeit viel mit Hermann Hesse befasse und fand auch direkt ein kleines Büchlein (dazu später mehr, ist nämlich genauso spannend…)
Da durch das recht überschaubare Angebot „H“ und „K“ eng bei einander waren fiel mein Blick direkt auf die Tagebücher von Franz Kafka. Wenn ich darüber nachdenke fällt mir auf wie wenig ich bei allem gezögert habe, mein Verstand hat sich schlafen gelegt, das dauernde dazwischen Geschreie war weg.
Was das Ganze für mich am Ende so faszinierend macht und mir auch erst nach einiger Zeit bewusst wurde, ist die Tatsache, dass der Automat in der ersten Bank gar nicht kaputt war. Ich habe die Karten verwechselt und statt der EC-Karte die Kreditkarte eingeschoben mit der eine Einzahlung nicht funktioniert. Das war der Grund warum ich diesen Weg ging und seit drei Wochen Kafkas Tagebücher lese.

Warum ich soviel darüber schreibe?
Es sind diese Ereignisse, die mir klar machen wie unüberschaubar die Auswirkungen jeder noch so kleine Handlung sind. Ich verbringe Stunden damit zu Planen zu Analysieren zu hinterfragen, Entscheidungen zu treffen und zu verwerfen um scheinbar Wichtigem die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen…
… und dabei war es vielleicht das völlig banale, unbewusst ausgeführte Nasekratzen von eben, dass mir den Weg bereitet heute Abend ein großartiges Kunstwerk zu schaffen oder auch nicht.